Hannes Hüttemann stellt aus im Soester Kunstverein
Eine Ausstellung von HGS Mitglied Hannes Hüttemann im Kunstverein Kreis Soest e. V
Man könnte meinen, alles sei bereits gesagt, gemalt, gedacht worden. Der zeitgenössische Kunstbetrieb ist voll von Déjà-vus, von Variationen bekannter Formeln, von ironischen Brechungen einstiger Innovationen. Warum also noch Kunst machen? Warum heute, in einer Welt der ständigen Reproduktion, der algorithmischen Bilderflut?
Hannes Hüttemann gibt mit seiner Ausstellung „New Fiction“ im Kunstverein Kreis Soest eine leise, aber eindringliche Antwort. Es ist keine spektakuläre Neuerfindung des Mediums, kein theoretisches Manifest mit Zeigefinger. Es ist ein stiller, ehrlicher Versuch, künstlerische Wahrheit aus dem Eigenen zu schöpfen. Der Ausstellungstitel ist bewusst ambivalent gewählt – „New Fiction“ meint nicht eine Flucht in die Fiktion, sondern die Schöpfung eines neuen inneren Narrativs.
Die gezeigten Werke folgen einer Entwicklung, die man fast als innere Dramaturgie lesen kann: Vom Ungefähren zum Konkreten, vom Spontanen zum Reflektierten. Anfangs begegnet man gestischen Malereien, abstrakt und roh, wie aus einem unbewussten Drang geboren. Sie öffnen den Raum für das Nicht-Gesagte, das Gefühlte, das Vage. Es sind Bilder, die man nicht verstehen muss, sondern empfinden kann – unmittelbar, ohne kunsthistorisches Handgepäck.
Doch je weiter man sich durch die Ausstellung bewegt, desto mehr verdichtet sich der Ausdruck. Formen klären sich, Motive werden greifbarer. Mediterrane Rückzugsorte tauchen auf, Fragmente einer fragilen Welt schieben sich ins Bild. Der persönliche Zugang wird gesellschaftlich, das Subjektive durchlässig für größere Fragen. Dabei bleibt Hüttemann stets auf der Suche – nicht nach Antworten, sondern nach Resonanz.
Ein besonderer Moment ist die Auseinandersetzung mit einem familiären Erbe: alten Fotoalben seines Urgroßvaters. Es sind Aufnahmen aus der NS-Zeit, zwischen Uniform und Alltag, zwischen historischer Last und privater Intimität. Die Gegenüberstellung wirkt verstörend – und erschütternd aktuell. Wer wären wir gewesen, damals? Und wie prägt die Geschichte, bewusst oder unbewusst, noch immer unseren Blick auf die Gegenwart?
„New Fiction“ ist keine Heldengeschichte eines Künstlers, sondern eine Einladung zur Selbstbefragung. Hüttemann zeigt, dass Kunst ein Prozess sein kann, bei dem das Fragile und das Unfertige nicht versteckt, sondern sichtbar gemacht wird. Der Wunsch nach Ausdruck, nach Haltung, nach Bedeutung – er bleibt tastend. Und vielleicht ist genau das seine größte Stärke.
Die Ausstellung läuft vom 2. Mai bis zum 16. Juni 2025 im Kunstverein Kreis Soest – ein Besuch lohnt sich. Nicht um etwas „Neues“ zu sehen, sondern um sich neu sehen zu lernen.
Quelle Bild 1 : Soester Anzeiger
Die Wasserfreunde Soest haben erneut ein starkes Zeichen der gelebten Städtefreundschaft mit dem niederländischen Soest (Provinz Utrecht) gesetzt. Bei ihrem Besuch überzeugten die deutschen Schwimmer sportlich, während die niederländischen Gastgeber mit herzlicher Gastfreundschaft beeindruckten. Schon jetzt freuen sich beide Seiten auf den Gegenbesuch Anfang September.
Hier ein Artikel aus dem Soester Anzeiger.