Das Haarmännchen von Rüthen

Man findet das Haarmännchen in zumeist mündlich überlieferten Geschichten ohne historische Beglaubigung, die aber meist an bestimmte reale Personen oder Orte anschließen. Das Haarmännchen kann dabei in verschiedenen Gestalten auftreten, häufig in Tiergestalten oder tierähnlichen Gestalten. In allen Sagen obsiegt das Gute, verkörpert durch das Christliche, oft durch das Kreuz (z. B. Wegekreuz) symbolisiert. In dessen Angesicht vergeht die Macht des Unheimlichen bzw. Spukhaften, die das Haarmännchen ausübt, und die unheimliche Gestalt des Haarmännchens verfällt in ein Nichts, um andernorts anderen Menschen in furchterregender Gestalt wieder zuzusetzen – dies jedoch immer nur bis zu der dem Haarmännchen in der jeweiligen Sage zuweilen gesetzten geographischen Grenze (z. B. bis zu einem bestimmten Grenzstein oder Ähnlichem).

Während des Rundganges mit dem Haarmänchen Theo Fromme durch Rüthen, erfuhren die Damen und Herren der Hanseatischen Gesellschaft Soest viel Wissenswertes über die „Bergstadt“, die schon seit 1200 die Stadtrechte von Soest erhielt und dann auch der späteren Hanse angehörte.

Beim Stopp bei der zweijochigen Hallenkirche St. Nikolaus mit quadratischem Westturm wurde darauf hingewiesen, dass sie wohl im dritten Viertel des 13. Jahrhunderts nach einem Brand errichtet worden ist. Der Turm erhielt 1712 den jetzigen Barockhelm. Interessant waren auch die Kerben im Sandstein der Kirche, weisen sie doch heute noch darauf hin, dass hier „heiliger Staub“ aus den Ritzen gewonnen worden ist. Zahlreiche Erklärungen zur Entstehung der Rillen und Näpfchen deuten heute noch darauf hin, dass wahrscheinlich die abergläubische Vorstellung zugrunde liegt, dass das Wetzen und Schärfen von Waffen und Werkzeugen der Gewinnung von Steinpulver diente, welches dann zu abergläubischen oder volksmedizinischen Zwecken genutzt worden ist.

Unweit des Totenhofes befindet sich das Hachtor, welches im 14.Jahrhundert als Teil der Stadtbefestigung erbaut wurde und das letzte von ehemals vier Stadttoren ist. Als gut erhaltener Bau mit quadratischem Grundriss ist das Tor aus Rüthener Grünsandstein erbaut und sein Inneres schmückt noch heute eine Rundbogennische.
Beim weiteren Rundgang über die aus dem 14. Jahrhundert errichteten Stadtbefestigung, welches einen fantastischen Blick über die Soester Börde und das Sauerland an diesem spätsommerlichen Tag ermöglichte, gelangte die Grupp schließlich zum Hexenturm, der durch seine Foltermöglichkeiten eine traurige Berühmtheit erlangte.

Die Hexenverfolgung im Herzogtum Westfalen ereignete sich vom 16. bis zum 18. Jahrhundert. Im Rüthener Hexenturm befindet sich eine Ausstellung zur Hexenverfolgung, welche vom Kulturring Rüthen erarbeitet wurde. Dabei greift der Kulturring das dunkle Kapitel der Hexenverfolgung Rüthens auf. Im Zuge der Verfolgung von sogenannten Zauberern und Hexen wurden insgesamt 169 Personen aus Rüthen und den heutigen Ortsteilen ermordet. Hierunter befanden sich überwiegend Frauen. Sie starben entweder schon bei der brutalen Folter oder wurden nach zweifelhaften Gerichtsurteilen hingerichtet. Im März 2011 wurden diese unschuldigen Opfer durch den Rat der Stadt Rüthen rehabilitiert! In der Ausstellung werden zahlreichen Repliken von Folterinstrumenten der Inquisition gezeigt.

Nach so viel „Schaudern“ erfreute sich die Gruppe am weiteren Gang über die ehemals 3000 Meter lange Stadtmauer und kehrte dann mit dem Haarmännchen in einer der urgemütlichen „Kneipen“ ein.

Petra Menke-Koerner bedankte sich dann auch bei Theo Fromme für diese fach- und sachkundige Führung und sagte, dass das sicherlich nicht der letzte Besuch mit einer Gruppe aus Soest in Rüthen gewesen sei!