Internationaler Frauentag in Kampen 2005
Es ist schon fast zu einer Tradition geworden, dass Soester Frauen, unter Organisation der Hanseatischen Gesellschaft Soest, mit Frauen aus der niederländischen Partnerstadt Kampen und dem Kämper Frauenrat, den Internationalen Frauentag gemeinsam begehen. Petra Menke-Koerner und Krista Schinkel hatten es mal wieder geschafft, einen Bus nebst Bulli, gefahren vom Vorstandsmitglied Bernhard Fels, nach Kampen zu bringen. In diesem Jahr war aber der Kreis noch größer geworden, da die andere deutsche Partnerstadt von Kampen, Meinerzhagen, ebenfalls an der Veranstaltung teilnahm.
So trafen sich insgesamt 150 Frauen inklusive einiger Männer, in der Hansestadt an der Ijssel, um gemeinsam das Thema: Trennung, Tod, Vertreibung zu bearbeiten. Diese Thematik war im letzen Jahr beim Besuch des Kamper Frauenrates in Soest festgelegt worden. Es sollte dargestellt werden, wie belastbar Frauen sind, und wie sie in vielfältiger Weise ihre individuellen Schicksale meistern oder gemeistert haben. Die Soester hatten das Thema Vertreibung übernommen, da ja bekanntlich nach Kriegsende viele Vertriebene aus Schlesien hierher gekommen waren und in Soest eine neue Heimat gefunden hatten.
60 Jahre danach war so das Thema beim Frauentag aktueller denn je. Als für die anderen der Krieg endlich zu Ende war, fing für diese Menschen erst die schlimmste Zeit ihres Lebens an. Die Deutschen aus den Ostgebieten mussten ihr Hab und Gut sowie ihre Heimat verlassen. Zu den 26.000 Vertriebenen, die der Kreis Soest damals aufnehmen musste, gehörten auch Else Mettner, Charlotte Berger und Johanna Paul, die als Kinder bzw. Jugendliche die Vertreibung erlebt hatten und nun den Anwesenden hautnah ihre Erlebnisse berichteten und die menschlischen Tragödien der Verteibung vor Augen führten. In ihren individuellen Berichten stellten sie dar, dass sie nur mitnehmen durften, was sie tragen konnten. Die Angst vor Vergewaltigungen war an der Tagesordnung. In endlosen Trecks und in langen Güterzügen mit Viehwaggons, allerdings voll gepfercht mit Menschen, waren sie unterwegs. Diese Züge, obwohl manchmal wochenlang unterwegs, hatten keine sanitären Einrichtungen, nur Stroh auf dem Boden und einen Eimer für die Notdurft. An den Zwischenstationen wurde man entlaust und notdürftig mit Verpflegung versorgt.
Bei der Ankunft in Soest wurden sie entweder in Lager untergebracht, oder Einheimische mussten ihre Häuser oder die Wohunung mit den Vertriebenen teilen. Die Not war unbeschreiblich, denn das Wenige, was man noch besaß, musste jetzt auch noch geteilt werden. Etwas sarkastisch klang es dann auch in den Ohren der Anwesenden als Else Mettner, heute 76 Jahre alt, am Ende ihres Berichtes sagte: „Wir haben es überlebt!“ Nachdem sich die erste Betroffenheit bei den Anwesenden gelegt hatte, sagte eine der holländischen Damen: „Diesen Teil der Geschichte haben wir nicht gekannt, das hat uns niemand erzählt!“
Mit Liedern über starke Frauen, vorgetragen von der Soester Sängerin Kelsey Klamath, und einem ungarischen Frühlingslied, welches von dem 6-jährigen Soester Marc Linnenbrügger in seiner Muttersprach gesungen wurde, ging man zum fröhlichen Teil der Veranstaltung über. Vor der Rückreise waren sich alle Teilnehmer einig, dass die Zusammenarbeit innerhalb der Städte Soest, Kampen und Meinerzhagen weiter bestehen bleiben soll und dass man sich im nächsten Jahr in Soest treffen könnte, um wieder mit frauenspezifischen Themen den Internationalen Frauentag zu begehen.